Sie befinden sich hier:

Gegen Ausgrenzung und für Gleichberechtigung – Demokratiekonferenz 2017

2017_11_08_demokratiekonferenz_siegen_043

Islamophobie und Antisemitismus als Formen des Rassismus werden in der Gesellschaft oft gleichgesetzt. Ob dies annehmbar ist und welche Bedeutung hinter den Begriffen steckt, hat Alex Feuerherdt, freier Publizist aus Köln, im Rahmen der diesjährigen Demokratiekonferenz vor rund 80 Besuchern in der Siegener Blue Box erläutert. Dabei machte er sich gegen Ausgrenzung und für Gleichberechtigung stark. Veranstalter der Konferenz waren die Integrationsagentur der Diakonie in Südwestfalen und die Universitätsstadt Siegen. Für ein buntes Siegen ohne Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit plädierte der stellvertretende Bürgermeister Jens Kamieth in seiner Begrüßung.

In diesem Jahr wurden im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend insgesamt 17 Projekte in Siegen gefördert, über die sich die Besucher informieren konnten.

Feuerherdt erklärte die Begriffe Antisemitismus, Rassismus und Islamophobie und stellte Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede vor. Während, so Feuerherdt, ein klassischer Rassist oft mit der staatlich organisierten Abschiebung seiner Hassobjekte, die er unter anderem für triebhaft, schmutzig, faul oder kriminell hält, ruhig zu stellen sei, gehe es dem Antisemiten darum, seine Feinde auszulöschen.

Für eine negative Einstellung gegenüber Islam und Muslimen tauchte in den späten 1980er-Jahren das Wort Islamophobie auf. Phobie steht im Altgriechischen für „Angst“. Gemeint sei ein auf den Islam oder Muslime bezogenes starkes Gefühl von Furcht.

Gesellschaftlich würden Islamophobie und Antisemitismus oft gleichgesetzt und lediglich durch die Gruppe der Opfer unterschieden ─ zum einen Muslime und zum anderen Juden. Feuerherdt konstatierte dagegen: „Antisemiten sehen das Judentum nicht als Religion, sondern als fremde, bedrohliche Rasse an, die ausgelöscht werden soll – ein Wunsch, der in der Islamophobie nicht besteht.“

Den Begriff „Islamophobie“ stellte der Referent generell infrage, da eine Feindseligkeit gegen Muslime nicht bloß übertriebene Angstgefühle meine. Er sprach von Ressentiments – gefühlsmäßige, unterschwellige Abneigungen, die von Vorurteilen begleitet sind. „Ein Ressentiment ist für mich die stärkste Form der Ablehnung.“ Doch was tun gegen Menschenfeindlichkeit? Aufklärung, das In-Frage-stellen von Vorurteilen und ein Hinweisen auf mögliche Folgen von in die Tat umgesetztem menschenfeindlichem Denken, seien erste Anhaltspunkte.

Passend zum Thema zeigte die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) der Universität Siegen einen Film über Religionsfreiheit, Akzeptanz und gegenseitigen Respekt. An Infoständen erfuhren die Besucher welche Projekte in diesem Jahr gefördert wurden – darunter „Demokratierundreise 2017“, „Unheimliche Heimat – Stolpersteine der Erinnerung“, „Herkunft sucht Heimat“ oder der „Tag der Religionsfreiheit“.

 

Archive

archiv / suchen