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Caritas Rumänienhilfe – „Es flossen Tränen der Freude“

Rumänienhilfe, Caritas, Rudersdorf, Siegen
von links: Joachim Thewes, Ingrid Thewes, Ferdi Chadt, Caritaskonferenz St. Laurentius Rudersdorf
Rumänienhilfe, Caritas, Rudersdorf, Siegen

von links: Joachim Thewes, Ingrid Thewes, Ferdi Chadt, Caritaskonferenz St. Laurentius Rudersdorf

„Es flossen Tränen der Freude und des Dankes“ – Caritas Rumänienhilfe hilft da, wo die Not am größten ist

Die Caritas Rumänienhilfe der Caritaskonferenz St. Laurentius Rudersdorf schickt seit 9 Jahren Hilfstransporte nach Sansimion, einem Ort in Siebenbürgen in Rumänien. Christel und Ferdi Chadt, so wie Ingrid und Joachim Thewes sammeln Spenden und organisieren die Transporte.

Interviewerin: Wie sind Sie zu dem Ehrenamt gekommen

Ingrid Thewes: Unsere Mutter hat schon in der Caritas gearbeitet. Einmal im Monat wurden Lebensmittel in der Kirche abgegeben. Diese Spenden wurden in meinem Elternhaus von Caritas-Helferinnen verpackt und in die ehemalige DDR geschickt. Meine Schwester Christel und ich durften beim Packen ein wenig helfen. Dadurch haben wir gelernt, dass man armen Menschen helfen muss. Unsere Mütter waren unsere Vorbilder.

Joachim Thewes: Bei mir war es so ähnlich. Meine Mutter war auch Caritas-Helferin. Ich habe früh gelernt, dass man nicht nur für sich lebt, sondern wenn nötig, auch für andere da sein muss.

Ferdi Chadt: Durch meine Frau und ihre Familie habe ich viele caritative Aktivitäten kennengelernt und bin in diese Arbeit hineingewachsen. So hat sich allmählich das heutige “Ehrenamtsquartett“ gebildet.

Interviewerin: Wie haben Sie von dem Projekt „Rumänien-Hilfe“ erfahren?

Ingrid Thewes: Bei einer Pilgerfahrt 1991 nach Lourdes lernte ich Dechant Walter Junk aus Netphen kennen. Er erzählte unter anderem, dass es in Netphen eine ökumenische Gruppe gibt, die Hilfstransporte nach Rumänien organisiert und durchführt. Ich bot ihm die Hilfe der Caritas Rudersdorf, deren Vorsitzende ich war, an, die er dankend annahm.

Interviewerin: Wie ging es dann weiter?

Ferdi Chadt: Im gleichen Jahr fand dann der erste Transport mit Rudersdorfer Hilfe statt. Wir sammelten und verpackten nicht nur Kleidung und Lebensmittel, sondern stellten auch drei Fahrer. Es waren außer mir noch Peter Schlemper und Joachim Thewes.

Joachim Thewes: Einer dieser Fahrer war ich. Als ich von dieser Fahrt zurückkam, war ich von der Armut und dem Elend dieser Menschen so erschüttert, dass ich mir sagte, hier müssen wir weiter helfen.

Ingrid Thewes: Bei unseren Fahrten haben wir einige Priester kennen gelernt. Auch Pfarrer Anton Pahl und Janos Varga. Ab 1994 bis 2010 kamen beide als Urlaubsvertretung nach Netphen und Irmgarteichen. Unsere Kontakte wurden immer enger, besonders zu Pfarrer Janos. Durch ihn erfuhren wir von den großen Nöten in seiner Gemeinde. So schickten wir 2010 den ersten Hilfstransport nach Sansimion, in die Gemeinde von Pfarrer Janos.
In diesem Jahr, 2 Wochen vor Ostern, war es der 15. Transport. Waren es am Anfang meist Kleidung und Lebensmittel, so hat sich die Ladung im Laufe der Jahre sehr verändert. So kann zum Beispiel der dortigen Caritas-Sozialstation mit Rollstühlen, Rollatoren, Gehhilfen, Toilettenstühlen usw. sehr geholfen werden. Diese erhalten wir von mehreren Altenheimen, besonders 25 funktionsfähige Pflegebetten waren etwas ganz Wertvolles.

Joachim Thewes: Im September 2013 flogen vier Mitarbeiter der Caritas-Konferenz Rudersdorf zum ersten Mal nach Sansimion. Wir wollten uns vor Ort ein Bild machen. Durch viele persönliche Begegnungen sahen wir, dass unsere Hilfe sehr nötig war. Wir erlebten teilweise eine bittere Armut. Menschen lebten mit vielen Personen auf zwei Zimmern, teilweise ohne Wasser. Die Toilette war auf dem Hof in einem Holzhäuschen. Die Kleidung war alt, manche Häuser halb zerfallen.
Tief beeindruckt kehrten wir nach Hause zurück. Uns war klar, dass wir unsere Hilfe noch erweitern müssen. Eines Tages kam ein Anruf von Pfarrer Janos. Die Kinder im Kinderheim haben nicht genug zu essen. Ob wir helfen können? Wir haben in unserem Freundes- und Bekanntenkreis Geld gesammelt und es Pfarrer Janos geschickt. Er hatte ein eigenes Konto für uns eingerichtet. Heute sind wir in der Lage, den Armen durch finanzielle Hilfe zu helfen. Wir haben zum Beispiel im vergangenen Herbst für Familien Holz gekauft. Wie die letzten Jahre schon haben wir zu Weihnachten und Ostern Familien mit Lebensmitteln unterstützt.

Ferdi Chadt: Doch wir helfen auch anders. Ein paar Beispiele von vielen: Einer allein erziehenden Mutter mit drei Kindern hat man die älteste Tochter weggenommen und in ein Kinderheim gesteckt. Sie konnte die Kinder nicht ernähren. Mit unserer Unterstützung durch regelmäßige Lebensmittelzuwendungen ist das Mädchen wieder bei seiner Mutter und ihren Geschwistern. Eine andere Familie lebte mit einem behinderten Kind in einer alten Blechhütte. Bei unserem Besuch tropfte der Regen durch das Dach in aufgestellte Blecheimer. Wir haben die Blechhütte auf unsere Kosten abdichten und auch isolieren lassen. Eine Witwe, Katharina, mit zwei kleinen Kindern war sehr herzkrank. Um überleben zu können, musste sie dringend operiert werden. Sie musste allerdings einen Teil der OP selbst bezahlen, hatte aber kein Geld. Auch hier haben wir finanziell geholfen. Die OP ist geglückt. Die Kinder haben ihre Mutter behalten. Im Frühjahr hat der Leiter des Kinderheims von unseren Spendengeldern wieder mal für die 10 Kinder ein paar Schuhe gekauft.

Interviewerin: Jetzt sind Sie schon seit neun Jahren dabei, was motiviert Sie immer noch weiter zu machen?

Ferdi Chadt: Die Lebenssituation der Bewohner hat sich durch unsere Hilfe zusehends verbessert, und unsere „gesammelten Werke“ kommen 1:1 in Siebenbürgen an.

Ingrid Thewes: Mich motiviert auch, dass unsere ganze Gemeinde Rudersdorf voll hinter uns steht. Beim Packen der Sachen und beim Beladen des LKWs, 13,65 Meter lang, sind immer fleißige Helfer bereit.

Joachim Thewes: Wenn wir bei unseren Besuchen sehen, dass es den Menschen besser geht. Sie können sich durch unsere medizinischen Hilfsmittel und auch Fahrräder besser fortbewegen. Ich begegnete einem im Rollstuhl „von uns“ sitzenden Mann. Er reckte sich zu mir hoch und drückte und küsste mich. Dabei flossen Tränen der Freude und des Dankes. Er ist seit einem Unfall querschnittsgelähmt und hatte drei Jahre sein Haus nicht verlassen können.

Interviewerin: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ingrid und Joachim Thewes: Wir wünschen uns, dass wir noch lange gesund bleiben und den Menschen dort weiter helfen können. Dass wir auch weiterhin die finanzielle Unterstützung erhalten und genau so wichtig, dass uns unsere fleißigen Helfer weiter unterstützen.

Ferdi Chadt: Ich wünsche mir, dass unsere Hilfsaktionen laut Evangelium auf fruchtbaren Boden fallen und bei uns in Rudersdorf und in Sansimion jüngere Menschen die Hilfe am Nächsten übernehmen und neue Ideen mit einbringen.

Interviewerin: Vielen Dank für das Gespräch.

Weitere Informationen: Joachim Thewes, Tel.: 02737/93098 und Ferdi Chadt, Tel.: 02737/91859

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