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„Weil du wichtig bist!“ – Vortrag über die Situation Kinder lebensbedrohlich erkrankter Eltern zum Welthospiztag 2018

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Projekt-Büro "Hörst du mich?" Albertus-Magnus-Zentrum Sandstraße 140-144 57072 Siegen

Weil du wichtig bist!
Vortrag über die Situation Kinder lebensbedrohlich erkrankter Eltern zum Welthospiztag 2018

Siegen, den 17.10.2018. „Trauer braucht Zeit und Geduld“ resümierte Katharina Jung, Projektleiterin von „Hörst du mich?“ – Hilfe für Kinder lebensbedrohlich erkrankter Eltern am Ende ihres Vortrags. Zahlreiche Besucher aus Kindertages- und Jugendhilfeeinrichtungen, Ehrenamtliche und Interessierte waren gekommen, um sich über die Situation der Kinder, wenn Eltern lebensbedrohlich erkranken, zu informieren.

Katharina Jung, Koordinatorin für Ambulante Hospizarbeit beim Caritasverband Siegen-Wittgenstein e.V. referierte anlässlich des Welthospiztages 2018 unter dem Motto „Weil du wichtig bist!“.

„Es gab vor „Hörst du mich!“ kein Angebot für Familien, in denen ein Elternteil schwer erkrankt ist. Die nächste Beratungsstelle ist in Aachen, Mainz oder Köln!“, führte Katharina Jung den hohen Bedarf aus. Dabei sei es so wichtig, dass Kinder gerade während einer existentiellen Krise Beistand bekämen. 50 Prozent der Kinder entwickeln sonst Verhaltensstörungen und die erlebte Situation beeinflusst das Leben bis ins hohe Erwachsenalter, so die Referentin. Auch werde die Trauerbegleitung der Kinder und Jugendlichen derzeit nicht refinanziert, obwohl man längst um die Bedeutung der konkreten Hilfe weiß, beklagt Jung.

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Katharina Jung berät Kinder und Jugendliche, die vom Verlust eines Elternteils bedroht sind.

„Unser Projekt ist aus der Praxis entstanden. Wir hatten zunehmend Familien, in denen ein Elternteil lebensbedrohlich erkrankt war, und Kinder betroffen waren. So entstand aus dem Bedarf die Idee des Projektantrages bei der Aktion Mensch. Zum Glück hatten wir Erfolg!“, freut sich die Projektleiterin.

Im Projekt „Hörst du mich?“, das für drei Jahre zu zwei Dritteln von der Aktion Mensch mit gefördert wird, wobei der Caritasverband ein Drittel der anfallenden Kosten über Spenden finanzieren muss, berät und begleitet die Sozialarbeiterin die betroffenen Familien und baut Versorgungsnetze auf, die auch nach dem Tod noch tragen. Dies sei jedoch schwierig, da die gesetzlichen Hilfen nur unzureichend geregelt seien. So enden beispielsweise die Hilfeleistungen der Kranken- und Pflegekasse, wie z.B. die Haushaltshilfe, mit dem Tod des Elternteils.

Mit speziell geschulten Ehrenamtlichen der Ambulanten ökumenischen Hospizhilfe Siegen können die Familien praktische Unterstützung bekommen, zum Beispiel durch eine stundenweise Betreuung des Kindes. Das Angebot der Beratung und der ehrenamtlichen Begleitung ist für die Familien kostenlos.

Hörst du mich?, Welthospiztag, Kinder, Jugendliche, TrauerIm zweiten Teil ihres Vortrages ging Katharina Jung ausführlich auf die Situation der Kinder und deren Begleitung ein. „Die Trauer beginnt bereits mit der Diagnosestellung. Wenn gar der Tod des Elternteils eintritt, ist dies für die Kinder die schlimmste Verlusterfahrung. Egal welchen Alters die Kinder sind, erleben sie den Verlust als fundamentale Krise und ihr Weltbild wird brüchig“, berichtet Katharina Jung. Umso wichtiger sei es, dass die Familien und insbesondere die Kinder und Jugendlichen adäquate Hilfe bekommen. Die Eltern seien zunächst einmal mit sich selbst beschäftigt, aber auch die Fachkräfte seien oft hilflos. Wichtig sei es, dass die Kinder verlässliche Ansprechpartner haben, dass man ihnen zuhöre und die Fragen der Kinder ernst nehme. „Die Antworten müssen nicht lang sein, kurz und verständlich, dem Alter angemessen. Vor allem aber muss das, was Sie sagen, wahr sein!“, rät Katharina Jung.

Die Referentin wies darauf hin, dass die Trauer der Kinder anders sei als die Trauer der Erwachsenen. Kinder seien unkontrollierter und sprunghafter. „Sie springen in die Trauer rein wie in eine Pfütze und genauso schnell auch wieder raus“. Katharina Jung ermutigte alle im Publikum, auf trauernde Kinder und Jugendliche zuzugehen und mit ihnen die Trauer auszuhalten. „Sie brauchen Geduld, aber es lohnt sich!“.

In Deutschland sind jährlich ca. 400.000 Kinder und Jugendliche vom Tod eines Elternteils betroffen. Seit Januar 2017 bietet die Caritas im Projekt „Hörst du mich?“- Hilfe für die betroffenen Familien an. In den ersten eineinhalb Jahren des Projekts „Hörst du mich?“ – konnten bereits 14 Familien mit 29 Kindern beraten und begleitet werden.

Info

Caritasverband Siegen-Wittgenstein e.V.
Katharina Jung Tel.: 0271/23602-66,
k.jung@caritas-siegen.de

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