Sie befinden sich hier:

Mit gegenseitigem Rückhalt klare Zeichen setzen – Argumentationstraining gegen Stammtischparolen ein voller Erfolg

Argumentationstraining

„Argumentationstraining gegen Stammtischparolen“ näherte sich der Thematik praktisch

Eine Stammtischrunde mit vielleicht ungewöhnlicher Zusammenstellung, ein Jugendtreff ist das Thema der Diskussion, in der zwei der Beteiligten rassistische und ausländerfeindliche Positionen vertreten. Welche das sind, gilt es für einige Beobachter herauszufinden. Die Runde ist eine konstruierte, sie ist das letzte Rollenspiel, mit dem sich die Teilnehmer eines „Argumentationstrainings gegen Stammtischparolen“ praktisch mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Das Seminar wurde von der Integrationsagentur des Caritasverbandes Siegen-Wittgenstein e.V. angeboten, gefördert durch die Universitätsstadt Siegen und von Jörg Reinshagen durchgeführt.

Der Trainer des Anti-Rassismus-Informations-Centrums ARIC-NRW e.V. hatte neben einigen Hintergrundinformationen vor allem viele praktische Übungen mitgebracht, mit denen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter zwischen 21 und 75 Jahren zunächst besser kennenlernten und sich dann den Argumentationsstrukturen von pauschalen und zugespitzten Vorurteilen anzunähern versuchten. Die Teilnehmer waren Studenten, ehrenamtlich Engagierte in der Flüchtlingshilfe oder einfach am Thema interessiert. Der offene Austausch untereinander, der auch manch neue Sichtweise mit sich brachte, zog sich durch das gesamte Seminar, das von einer vertrauensvollen Atmosphäre geprägt war. Dank dieser konnten sich alle auf die Übungen und das Rollenspiel am Ende einlassen. Das zeigte den Beobachtern ganz klar: „Dagegen zu sein, oberflächlich und plakativ zu argumentieren ist einfach. Die Gegenseite muss viel detaillierter, ruhiger und feiner argumentieren, um eine Chance zu haben“, fasste eine Teilnehmerin zusammen. Und manchmal, da kann auch Schweigen ein Weg sein, wenn das Gegenüber vor lauter Hetze gar nichts mehr hören will.

In der Abschlussrunde wurde durch das Feedback der Teilnehmer eines sehr deutlich: Das Patentrezept, mit dem man ausgrenzenden, diskriminierenden und rechtspopulistischen Aussagen den Wind aus den Segeln nehmen kann, das gibt es nicht. So sehr man sich auch eine einfache Lösung wünscht, die der eigenen Machtlosigkeit und Ratlosigkeit entgegenwirkt und die andere Seite zum Umdenken bringt, bleibt doch nichts anderes übrig, als die eigenen Strategien weiter auszubauen und zu üben, um sich nicht fassungslos von derartigen Aussagen überrennen zu lassen.
„Es geht darum, die eigene Haltung zu stärken, mutig zu sein, seine eigenen Werte zu hinterfragen und für diese einzustehen“, fasste Jörg Reinshagen zusammen. Seine Seminarteilnehmer, die sich allesamt eine Fortsetzung des Angebots wünschten, entließ er optimistisch und positiv gestimmt, denn die hatten eine weitere wichtige Erkenntnis aus dem Tag gewonnen: „Wir sind nicht alleine, in beinahe jeder Runde finden wir Unterstützer, mit denen wir uns argumentativ die Bälle zuwerfen können, um uns gegenseitig Rückhalt zu geben und ein klares Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit zu setzen.“

Archive

archiv / suchen