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Aktionswoche stellt Kinderrechte in den Mittelpunkt

Aktionswoche 2020 - A2-2_Tisch-Final_FA

Weitreichende Reformen, um Kindern aus überschuldeten Haushalten gute Startbedingungen für die Zukunft zu ermöglichen, fordert das Beratungsteam der Schuldnerberatungsstelle des Caritasverbandes Siegen-Wittgenstein e.V. Bianca Braun, Tanja Kraus und Dieter Sommer. „Kinder haben ein Recht auf eine von Schuldenproblemen unbelastete Kindheit und Jugend“, so die BeraterInnen, anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung vom 25. bis 29. Mai 2020.

Unter dem Motto „Chancenlose Kinder? – Gutes Aufwachsen trotz Überschuldung!“ stellt die bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung der Wohlfahrts- und Fachverbände Kinderrechte in den Mittelpunkt. „In der aktuellen Corona-Krise ist dieses Motto aktueller denn je“, sagt Tanja Kraus.

Familien seien in Zeiten, in denen ihre Kinder nicht in Kita oder Schule könnten, besonders gefordert, so Tanja Kraus. Lange Zeit hätten Spielplätze nicht genutzt werden können. Eine Situation die Familien besonders fordere und sie könne nur höchsten Respekt zollen, wie viele Familien diese Situation bisher gemeistert hätten.

Besonders hart treffe es aber dann Familien, wenn weitere besondere Probleme ihr Leben belasten. „Überschuldung ist eine besonders belastende Situation, die schon ohne die Einschränkungen durch Covid 19 herausfordernd ist“, sagt Bianca Braun von der Schuldnerberatung des Caritasverbandes Siegen-Wittgenstein e.V. „Kinder leiden in der jetzigen Situation doppelt“, so Bianca Braun weiter.

Kinder können es nicht einordnen, wenn ihre Eltern viel öfter gereizt sind, weil nicht genug Geld da ist. Sie sind Zeugen bei den häufigen Streitigkeiten und fragen sich nicht selten, ob sie selbst schuld daran sind. Und Geld für ihre Bedürfnisse ist meistens nicht da. Für Alleinerziehende ist die Situation oft noch schwieriger zu bewältigen.

„Um den Kindern das Recht auf eine von Schuldenproblemen unbelastete Kindheit und Jugend zu gewährleisten und ihnen gute Startbedingungen für die Zukunft zu schaffen, bedarf es deutlicher Reformen“, sagt Bianca Braun. Wenn auch das „Starke Familien-Gesetz“ ein Anfang sei, um Familien mit niedrigem Einkommen zu unterstützen, sei ein bedarfsgerechter Ausbau familien- und sozialpolitischer Leistungen wie den Mindestunterhalt, den Regelsatz für Kinder und Jugendliche in Grundsicherung und der Sozialhilfe.

„Darüber hinaus müsste die Einführung einer eigenständigen Kindergrundsicherung umgesetzt werden“, fordert Dieter Sommer von der Schuldnerberatung des Caritas Verbandes Siegen-Wittgenstein e.V. Große Bedeutung müsse auch der finanziellen Allgemeinbildung zukommen. Und Präventionsarbeit sollte überall verankert werden. Kinder müssten früh lernen, mit Geld, Handy und Internet umzugehen. „In unserer Beratungsarbeit haben wir es immer wieder mit Rückforderungsbescheiden der Jobcenter an minderjährige Mitglieder einer Bedarfsgemeinschaft zu tun. Diese führen dazu, dass diese jungen Leute schon Schulden haben, wenn sie 18 Jahre alt werden“, beklagt Dieter Sommer. Er fordert das Recht auf schuldenfreies Erreichen der Volljährigkeit. Die Verschuldung von Minderjährigen gehöre im Sozialrecht vollständig abgeschafft. Um ein gutes Aufwachsen von Kindern trotz Überschuldung der Eltern unterstützen zu können, hält das Beratungsteam des Caritasverbandes Siegen-Wittgenstein e.V. vor allen Dingen eine gute Beratung für notwendig. „Daher brauchen wir ein sozialrechtlich verankertes Recht auf Schuldnerberatung für alle“, so das Beratungsteam.

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