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„Die Zeit ist reif für eine Pflegereform“

Mitarbeitende der Caritas mit einem Banner "Wir für Sie - Pflege jetzt erst recht"
Quelle Caritasverband Siegen-Wittgenstein
Mitarbeitende der Caritas mit einem Banner "Wir für Sie - Pflege jetzt erst recht"

Quelle Caritasverband Siegen-Wittgenstein

Der Internationale Tag der Pflege macht auf die Situation von Pflegekräften aufmerksam. Pflegekräfte in allen Sektoren haben im vergangenen Jahr herausragendes geleistet. Unter den Bedingungen der Pandemie mit allen Herausforderungen haben sie die Pflege und Versorgung von kranken, alten und hilfebedürftigen Menschen dauerhaft aufrechterhalten – sowohl stationär als auch ambulant. Auf die Pflege und die Pflegekräfte ist Verlass. Dies ist mehr als deutlich geworden. Was es bedeutet unter den Bedingungen der Pandemie zu arbeiten, verdeutlicht der Videoclip der Landesarbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege NRW unter www.wir-fuer-sie-in-nrw.de . Hier kommen zwei pflegebedürftige Menschen aus der stationären und ambulanten Pflege und eine Auszubildende zu Wort.

Die Pandemie hat aber nur das einer breiteren Öffentlichkeit sichtbar gemacht, was schon vor dem Lockdown im März 2020 in Fachkreisen diskutiert und in die Politik getragen wurde. Es fehlt der Pflege und dem Pflegeberuf an gesellschaftlicher Anerkennung, an Fachpersonal und an einer stringenten Umsetzung digitaler Lösungen, um den bürokratischen Aufwand zu vereinfachen und zu reduzieren.

Die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege in Siegen-Wittgenstein fordern die Bundesregierung auf, endlich eine umfassende Pflegereform auf den Weg zu bringen, die die Situation für Pflegekräfte deutlich verbessert. „Die Zeit ist reif für politische Verbesserungen, um auch in Zukunft qualifizierte, motivierte und gut bezahlte Pflegekräfte beschäftigen zu können“, sagt Matthias Vitt vom Caritasverband in Siegen. Die Regierungsparteien hätten jetzt noch die Chance, auf Bundesebene gemeinsam ein gutes Gesetz zu beschließen, anstatt sich im Wahlkampfmodus gegenseitig zu blockieren.

„Die Corona-Pandemie hat viele Altenpflegeeinrichtungen personell ans Limit gebracht“, sagt Vitt. Der Fachkräftemangel sei durch Ausfälle aufgrund der hohen körperlichen und psychischen Belastungen verschärft worden. „Die Pandemie hat aber auch gezeigt, wie wichtig die Pflegeeinrichtungen der gemeinnützigen Wohlfahrtsverbände sind“, so Matthias Vitt weiter.
Es gelte, diese Wertschätzung und Anerkennung zu erhalten, um weiterhin junge Menschen zu ermutigen, sich für den Pflegeberuf zu entscheiden. „Dazu gehören auch gute Rahmenbedingungen, deren Schaffung in Verantwortung der Politik liegt“, sagt Charlotte Boes, als Bereichsleitung für die Altenhilfe. Die faire und angemessene Bezahlung in der Pflege müsse gesetzlich geregelt werden – der gesellschaftliche Rückhalt sei dafür da.

„Nötig sind flächendeckend faire und angemessene Löhne, die von den Pflegekassen refinanziert werden. Die Refinanzierung dürfe sich weder an den ortsüblichen Dumpinglöhnen orientieren, noch darf es darum gehen, lediglich Mindeststandards abzusichern, die der qualifizierten Ausbildung in der Pflege nicht ansatzweise gerecht werden.“ Trotz erforderlicher Schichtarbeit müssten attraktive Arbeitszeiten möglich sein.

Die Politik müsse, so Vitt, die Umfragen ernst nehmen, nach denen jede dritte Pflegekraft über einen Berufswechsel nachdenkt. „Wir dürfen diese Menschen nicht verlieren“, so Vitt. Gleichzeitig gelte es, der Erschöpfung der Beschäftigten in den Einrichtungen und Diensten entgegenzuwirken.

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